Geschichte

In der damaligen Betriebssportgemeinschaft Empor Bernau gab es die Sektionen Leichtathletik und Handball. Erich Wünsch, der damalige Übungsleiter der Leichtathleten, suchte einen Weg auch in den Wintermonaten ein abwechslungsreiches Training durchführen zu können. Nachdem Erich Wünsch ein Basketballspiel gesehen hatte, fand er Interesse daran und trat mit anderen Mannschaften in Verbindung. Er beobachtete ihr Training und machte sich mit den Grundelementen des Basketballspiels vertraut. Da er Basketball für seine Leichtathleten als ideale Ergänzung in den Wintermonaten erkannte, wurden in der damals einzigen Sporthalle, in der Jahnstraße, nach einer Halleninstandsetzung zwei Bretter installiert und schon ging es im Winter 1957/58 los. Um sein Wissen zu erweitern, fuhr Sportfreund Wünsch zu den Rundenspielen des BFA Berlin. Er sah sich Spiele an, befasste sich mit den Regeln, bekam ein Regelheft und sah sich vielfältige Übungsformen während des Trainings an. Als am Ende des Winters die Sonne wieder höher am Himmel stand, und es Zeit wurde sich wieder der Leichtathletik zu widmen, waren die Sportler schon so sehr vom Basketballsport fasziniert, dass sie sich für diesen entschieden. Die BSG Empor löste sich auf und die Basketballer spielten jetzt unter TSG Einheit Bernau. Sie nahmen am Berliner Spielbetrieb, aber auch an Spielen innerhalb der DDR teil. Zu dieser Mannschaft gehörten einige Jahre die Sportfreunde Ingo Koch, H.-Friedrich Böhme, Hans-Jürgen Kanzler, Horst Poppe, Erwin Demant, Wolf- Dieter Wegener, Manfred Rehmer u.a. Der erste aktenkundige Vergleich im Basketball fand am 15. Februar 1958 in der Schinkelschule, Ifflandstraße in Berlin statt. Die ersten Spiele wurden zwar verloren, aber athletisch war man den Spielpartnern überlegen. Die technischen und taktischen Mängel machten sich jedoch bemerkbar. Durch diese Niederlage ließ man sich aber nicht beirren, sondern ging daran diese Mängel abzustellen. Ein erster Höhepunkt war die Qualifikation zur Berliner Meisterschaft. Gegner war die Zentrale Berufsschule für Holzgewerbe, deren Trainer der damalige Nationaltrainer der Männer, Sportfreund Krüger war. Sie endete mit 17 : 12 für die Bernauer. Später wurde Kontakt zum Bezirksfachausschuss Berlin aufgenommen und 1959 arbeitete Erich Wünsch in der Leitung der Jugendkommission Berlin mit. In dieser Saison nahm man zum ersten Mal am Spielbetrieb zur Berliner Meisterschaft teil. Die weibliche Jugend belegte am 21. Februar 1959 auch gleich einen beachtlichen 3. Platz. Anfang 1964 hatte die Sektion Basketball schon 82 Mitglieder. In der folgenden Zeit weitete sich der Spielbetrieb derart aus, dass man u.a. auch die Kräfte mit Mannschaften aus Halle, Wurzen und Leipzig messen konnte. Die Reisekosten sprengten schon bald den Etat des Vereins. Neue Geldquellen mussten erschlossen werden, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. So fand man in der bestehenden Betriebssportgemeinschaft Lokomotive Bernau eine neue Heimat. Hier gab es die Sektionen Boxen (eine sehr starke Sektion) und Radsport. Es stand zwar nicht mehr Geld zur Verfügung, aber es gab für die erforderlichen Bahnfahrten Freifahrtscheine für die Mannschaften. 11 Jahre lang war Erich Wünsch Vorsitzender der damaligen BSG Lokomotive Bernau. Als Kreisturnrat regte er die Sportlehrer an, im Unterricht mehr Basketball zu spielen. Außerdem sorgte er dafür, dass ehemalige Spieler, wie z.B. Ingo Koch, wieder nach Bernau zurückkamen. Basketball wurde Teil der Sportprüfung und errang eine immer größere Beachtung. Von 1969 bis 1989 leitete der Sportfreund Ingo Koch, neben seiner Tätigkeit als Trainer im Nachwuchsbereich, die BSG. Bis zum heutigen Tag ist der ehemalige Oberligaspieler Reinhard Beyer, Vereinsvorsitzender des SSV Lok. Wie der Name “BSG Lok / KIM Bernau“ schon sagt, wurde unser Verein lange Zeit von folgenden 3 Bernauer Betrieben ( Firmen) unterstützt · Reichsbahndirektion Berlin - Bahnhof Bernau - · VEB Frischeierproduktion Bernau (ehemals Kombinat Industrielle Mast -KIM-) · VEB Großbäckerei Bernau In diesen 27 Jahren wurde in Bernau mit viel Enthusiasmus, Engagement und Fleiß der Basketballsport betrieben. Schon lange bevor Basketball zur Trendsportart für die Jugend wurde, hat die damalige BSG Lok/ KIM Bernau in vielen Teilen der ehemaligen DDR unserer Stadt einen guten Namen gemacht. Das konnte man sehr gut am großen Zuwachs erkennen. Es wurden immer wieder neue Kinder- und Jugendmannschaften gebildet. Gerade im ehemaligen Bezirk Frankfurt (Oder) war der heutige SSV Lok Bernau ein Wegbereiter für den Basketballsport. So sind sehr erfolgreiche Abteilungen, wie z.B. der SV Motor Eberswalde und der Eisenhüttenstädter Basketballverein 1971, aus den Reihen ehemaliger Bernauer Vereinsmitglieder entstanden. Manfred Borchert, der Vereinsgründer des Eisenhüttenstädter BV 1971, ging zum Beispiel in Bernau zur Schule und spielte hier lange Zeit auch Basketball. Nach dem Abschluss seines Lehrerstudiums ging er nach Eisenhüttenstadt und begann dort mit dem Vereinsaufbau. Seit 1989 haben sich auch in unserem Verein einige Dinge grundsätzlich verändert. Um das Vereinsleben und den Spielbetrieb reibungslos weiterführen zu können, mussten aufgrund der ständig steigenden Kosten die Mitgliedsbeiträge erhöht werden. Auch die Zeitaufwendungen für die erforderlichen Schreibarbeiten sind für den einzelnen um ein Vielfaches gestiegen. Die Bürokratie hat auch hier Einzug gehalten. Nach dem Auflösen des Deutschen Basketball- Verbandes der DDR (DBV) wurden alle Strukturen neu geordnet. So wurden alle Spielklassen umstrukturiert. Durch den Bundesdeutschen Verband, den Deutschen Basketball- Bund ( DBB) , wurden z.B. alle ehemaligen DDR–Oberliga-Mannschaften nach ihrem Leistungsstand eingestuft. 1991/92 wurden unsere Damen- und Herrenmannschaft in die 2. Regionalliga Nord -Ost eingeordnet. Dort waren beide Mannschaften außerdem noch 1992/93, sowie die Herrenmannschaft in der Saison 1994/95 vertreten. Des weiteren wurde 1990 in Bernau der neue Landesverband für Brandenburg, der Brandenburgische Basketball- Verband, gegründet. Hier wurden auch einige Mitglieder des SSV Lokomotive Bernau e.V. wegen ihrer jahrelangen Erfahrungen in verantwortungsvolle Positionen gewählt. So z. B. Norbert Moritz (Sportwart), Thomas Schmidt (Schiedsrichterwart) , Klaus Göldner (Rechtswart) und Lothar Kühne (Pressewart). In den letzten Jahren haben wir auch verstärkt die Möglichkeit genutzt durch die lokale Presse (Märkische Oderzeitung) Leser im Niederbarnim regelmäßig über unsere sportlichen Aktivitäten und das Vereinsleben zu informieren. Viele Male organisierte der Verein in Bernau auch DDR- Meisterschafts- und Pokalfinale. Im Jahre 1990 fand bei uns das DDR- Meisterschaftsfinale im Rollstuhlbasketball statt.
Der Bezirksturnrat vom damaligen Bezirk Frankfurt (Oder) bat im Mai 1960 Sportfreund Wünsch um die Demonstration einer Lehrstunde für den stellvertretenden Schulrat und Fachberater von Zielona Gora. Dieser war bis 1956 Mitglied der polnischen Basketball- Nationalmannschaft. Diesem Wunsch wurde entsprochen. Daraufhin verabredete man auf Drängen der Bernauer weitere internationale Vergleiche. Auf Einladung der polnischen Sportfreunde fuhr Erich Wünsch gemeinsam mit einem Kreisvorstandsvertreter des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR nach Polen. Dort wurden Vergleiche zwischen Bernau und einer polnischen Mannschaft vereinbart. Das erste internationale Turnier fand in der Zeit vom 13. bis 15. Oktober 1961 in Zielona Gora statt. Die Bernauer belegten bei diesem ersten Vergleich einen vierten Platz. Mit diesem Turnier kam es zu den ersten Sportvergleichen des Bezirkes Frankfurt (Oder) mit dem polnischen Partnerbezirk. Der Aufbau dieser Sportbeziehungen war nicht einfach, da auf Kreisebene der Handballsport den Vorrang hatte. Die polnischen Sportfreunde jedoch bevorzugten Basketball. Die vorhandenen Schwierigkeiten wurden geringer. Es kam zu weiteren Vergleichen zwischen der weiblichen und der männlichen Jugend, in der damaligen Volksrepublik Polen. 1966 kam es zu ersten Begegnungen mit der Sowjetischen Mittelschule in Bernau. Diese Verbindung wurde dann 1981 noch einmal belebt. Klaus Wegener vereinbarte mit den Verantwortlichen der Schule noch ein Spiel. Diese Begegnung fand dann auch in der Sporthalle der sowjetischen Schule (in der Schönower Chaussee) statt. Weitere internationale Vergleiche kamen mit anderen sowjetischen Mannschaften und Mannschaften der CSSR zustande. Das erste Spiel gegen eine Mannschaft der sowjetischen Luftwaffe wurde am 2. Mai 1960 in Werneuchen durchgeführt. Hier fungierten zwei sowjetische Offiziere als Schiedsrichter. Ein anderes Mal spielten die Bernauer gegen eine sowjetische Garnisonsauswahl aus Eberswalde. Unter den Zuschauern befand sich ein sowjetischer General. 1971 fuhr eine Herrenmannschaft aus Bernau in die CSSR, nach Kroméric’ (Mähren), und 1973 in die ungarische Hauptstadt Budapest. Im August 1976 fuhr die 1. Männermannschaft mit dem Freundschaftszug zu Spielen nach Witebsk (Sowjetunion). Neben den europäischen Spielpartnern aus Schweden, Finnland, Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Sowjetunion, Frankreich, Dänemark, Niederlande gab es auch Kontakte zu Mannschaften aus Angola, Ghana, Irak, Kuba und Syrien. Einige Male waren wir Ausrichter von Länderspielen So z.B. am 30. März 1973 als zur Einweihung der Sporthalle in der Ladeburger Chaussee 400 Zuschauer das Spiel der DDR- Nationalmannschaft gegen die Kubanische Nationalmannschaft sehen konnten. In dieser Sporthalle des Kreises Bernau, wurde mit diesem Spiel das 15-jährige Bestehen des Basketballs in Bernau gewürdigt. Ein weiterer Höhepunkt war ein internationales Turnier der weiblichen Junioren, bei dem der damalige Europameister Polen und der Vizemeister der CSSR zu Gast waren. Die Internationale Bernauer Basketballwoche Zu einer Tradition in unserer Stadt wurde die jährlich stattfindende Internationale Bernauer Basketballwoche.Sie wurde 1973 zum ersten Mal durchgeführt. Als beste Mannschaft erwiesen sich in diesem Jahr die Junioren vom SCS Budapest. Alle Sieger auf einen Blick: 1. 1973 SCS BUDAPEST (JUNIOREN) 2. 1974 SI BUDAPEST (JUNIOREN) 3. 1975 STADTAUSWAHL PRAG 4. 1976 ASTORIA BYDGOSZCZ 5. 1977 STADTAUSWAHL PRAG 6. 1978 POSTA SZEGED 7. 1979 ICED BUKAREST 8. 1980 SPOJNIA STARGARD 9. 1981 ADW BERLIN 10. 1982 ADW BERLIN 11. 1983 DDR- JUNIOREN AUSWAHL 12. 1984 SPOJNIA STARGARD 13. 1985 UNGARN (JUNIOREN) 14. 1986 CSEPEL BUDAPEST 15. 1987 NATIONALMANNSCHAFT RUMÄNIEN 16. 1988 SPOJNIA STARGARD 17. 1989 NATIONALMANNSCHAFT RUMÄNIEN 18. 1990 TCW RHEINE 19. 1992 SPOJNIA STARGARD 20. 1993 MAGDEBURGER SV 90 21. 1994 SSV LOK BERNAU Die besten Platzierungen der Gastgeber waren ein erster Platz im letzten Jahr, sowie zweimal ein 2. Platz (1980 und 1986) . Gespielt wurde alle 2 Jahre im Wechsel um den “Pokal der Stadt Bernau“ bzw. um den “KIM- Pokal“. Ein Höhepunkt der Basketballwoche war der Empfang beim Bürgermeister der Stadt Bernau. Bis heute nahmen Nationalmannschaften aus der CSSR, der DDR, der VR Ungarn (Junioren), und der SR Rumänien teil. Außerdem waren eine afrikanische Studentenauswahl und Vereinsmannschaften aus fast allen osteuropäischen Ländern bei der Basketballwoche vertreten. 1990 war erstmalig eine Mannschaft aus den alten Bundesländern dabei. Alle 2- 3 Jahre wurde im Rahmen eines Damenturnier um den “Pokal der Großbäckerei Bernau“ gespielt. Sieger waren hier u.a. die Vertretungen von der HU Berlin, dem KPS Brnó, dem USV Moabit und von City Basket Berlin. Einige Jahre zeigten die Rollstuhlbasketballer, in einem Demonstrationsspiel, ihr Können. Es war immer wieder für die Zuschauer beeindruckend, welche Leistungen die Aktiven trotz ihrer Behinderung im Rollstuhl zeigten. Eine andere Tradition waren die jährlich, im Rahmen der Basketballwoche, stattfindenden Kreismeisterschaften der Betriebe, welche im Jahr 1989 zum 16. Mal veranstaltet wurden. Hier konnten Mannschaften aus Betrieben und Institutionen des Kreises teilnehmen, auch wenn sie nicht regelmäßig trainierten. Eine Bedingung für die teilnehmenden Mannschaft war, dass nur ein organisierter Spieler in jeder Mannschaft eingesetzt werden durfte. Somit waren die Chancen für alle Mannschaften annähernd gleich, was aus der bisherigen Siegerliste zu ersehen ist. So waren z. B. die Männer von Unterricht und Erziehung, dem Schichtpressstoffwerk, der Großbäckerei Bernau und eine Vertretung der Fahrzeugausrüstung Berlin (Sitz Bernau) jeweils 2 mal Sieger. Die Frauen von Unterricht und Erziehung wurden ebenfalls 3 mal Sieger. Der große Erfolg der Bernauer Basketballwoche war auch ein Verdienst der Großbäckerei und dem Frischeierkombinat Bernau, die als sogenannte Trägerbetriebe (Sponsorfirmen) die Versorgung der Turnierteilnehmer übernommen hatten.